Diplomarbeit

Es ist kaum zu glauben, aber dennoch wahr: diesen Oktober ist der große Moment gekommen: Ich habe meine Diplomarbeit endlich abgegeben. Eigentlich wollte ich noch einige Zeit länger rumtrödeln und lieber noch mehr unterrichten und reich an Erfahrungen werden, doch die UdK hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Abgeben, oder es gibt kein Zeugnis. Also kann man wohl sagen, dass dies die schnellste Husch Husch Arbeit ist, die seit langem eingereicht wurde...

Worum ging´s denn nun? Um Genreübergreifende Gesangspädagogik. Kurz: um das, was ich den ganzen Tag tue!  Ich versuche euch singen beizubringen mithilfe unterschiedlicher Musikstile. Denn man muss ja erstmal für sich rausfinden, was einem liegt. Ich habe mich ewig geweigert Musical zu singen und am Ende ist es einfach super und hat nicht nur meiner Gesangstechnik enorm geholfen sondern mich auch als Mensch weitergebracht. Man sollte sich tunlichst dagegen wehren, von irgendwem in eine Schublade gesteckt zu werden. Sei es das Stimmfach, das Genre, die Rollentypen und und und... Lasst euch nichts vorschreiben. Ihr könnt wahrscheinlich viel mehr als ihr denkt!

 

Ich wurde in meinem Studium immer wieder hin und her kategorisiert - von Sopran, zu Koloratursopran, zu Mezzo, zu irgendwas großem, zu wieder Sopran, zu lyrischem Mezzo... Es nahm kein Ende und hat außer ner mittelschweren Identitätskrise nichts gebracht. Was soll das auch? Warum müssen wir am Anfang der Ausbildung, wenn unsere Stimmen sich noch wunderbar entwickeln, schon in ein Fach gequetscht werden? 

Ich versuche immer meine Schüler zunächst neutral zu unterrichten und in jeder Stunde neu zu hören, was die Stimme macht und wohin sie will. Oft lässt man sich von dem Äußeren der Schüler leiten und trifft voreilige Schlüsse: buh! Nicht gut! 

 

Fazit: Lasst euch Zeit und probiert verschiedene Sachen aus! Singt in verschiedenen Genres! Singt altitalienische Arien, Kunstlieder, Popsongs, Musical und Jazz. Improvisiert und experimentiert mit eurer Stimme. Auch wenn euer Lehrer das doof findet! 

Die wohl wichtigste Erkenntnis meiner bisherigen Arbeit ist: man ist niemandem etwas schuldig, wenn es ums eigene Singen geht. Wir gehen nicht für den Lehrer in den Unterricht, sondern für uns! Damit wir etwas lernen. Lehrer sind Dienstleistende, die euch etwas vermitteln sollen. Lasst euch ein und spürt was es mit euch macht.  Wenn ihr nach längerer Zeit keine Verbesserung spürt, geht einfach! Ihr seid für euch selbst verantwortlich! 

 

Seit ich Musical singe, singe ich besser (ja auch das Klassische)! Durch Belting habe ich die Angst vorm Lautsingen abgestellt - diese elende Furcht sich etwas kaputt zu machen. Fakt ist: mit Leise singen kann man sich auf Dauer viel mehr kaputt machen... Das ist oft künstlich klein gehalten, vorsichtig und blockiert. 

Belten macht Spaß - jeder sollte das mal probieren. Und yeah, es hilft auch dem Operngesang. Wer sich nicht traut mal richtig in die Vollen zu gehen, braucht gar nicht versuchen eine Opernarie zu singen. 

Der "natürlichere", sprechähnliche Klang beim Musical hat meine Stimme enorm verbessert.

 

Vielleicht veröffentliche ich meine Arbeit mal. Ich kann es nur jedem empfehlen einfach zu singen worauf ihr Lust habt (es sei denn viel zu schwere Stücke, die ihr technisch nicht stemmen könnt...)! Habt Spaß, es ist Musik und keine Wissenschaft. (Auch wenn wir immer so tun.... Es gibt sogar schon nen Doktortitel im Singen)

 

Gute Nacht ihr fleißigen Sänger.